Mein Kühlschrank – oder: Analogien aus der Hölle
Zum Beginn des Artikels gebe ich euch erst mal die Chance, die Headline sacken zu lassen, alle offensichtlichen Bier-im-Kühlschrank-Sprüche zu formulieren und danach können wir dann in Ruhe weitermachen, okay? Meinen Kühlschrank nutze ich hier eh nur im übertragenen Sinn, um ein Bild zu zeichnen und ich nehme es schon mal vorweg: Es wird um Umwelt und Nachhaltigkeit gehen. Das sage ich euch, damit jeder, den das Thema nicht interessiert, jetzt den Beitrag direkt wegklicken kann. Allerdings hoffe ich, dass ich mir hier so langsam eine Leserschaft heranzüchte, die auch diese Themen ernstnimmt und eben nicht drauf scheißt, welchen Raubbau wir mit unserem Planeten betreiben.
Also, mein Kühlschrank: Stellen wir uns vor, er wäre rappelvoll mit einer Speise, die ich sehr gerne esse und stellen wir uns weiter vor, dass er nicht normalgroß wäre, sondern circa so groß wie ein Haus. Das Teil ist randvoll mit — sagen wir — leckeren Fruchtjoghurts und weil es nur ein Bildnis ist und kein realer Kühlschrank, nehmen wir einfach mal an, dass diese Joghurts aus irgendeinem verrückten Grund kein Verfallsdatum haben. Diese Joghurts mag ich wirklich gern und in meinem Bild stelle ich mir vor, wie ich mir jeden Tag einen Joghurt aus dem riesigen Kühlschrank nehme, ihn mir reinknuspere und mich darüber freue, dass die Menge an Joghurts gar nicht abzunehmen scheint. Schließlich sind da ja tausende Joghurts, ich merke also kaum, dass sie weniger werden.
Ein Jahr später habe ich schon eine schöne Schneise in den Kühlschrank gefressen. Erste Kühlschrank- und Joghurt-Experten weisen vorsichtig drauf hin, dass man nicht beliebig viele Joghurts jahrelang aus dem Kühlschrank nehmen kann. Aber ich sehe ja deutlich, wie voll der Kühlschrank noch ist — da macht es auch nichts, wenn ich jetzt einfach mal zwei Stück täglich verputze und auch öfter mal Freunden einen anbiete. Noch zwei Jahre später ist das Ding halb leer gefressen und die Experten mahnen jetzt ganz dringend dazu, den Joghurtverbrauch runterzufahren.
Okay, lassen wir das mit diesem verkackten Kühlschrank, dieses Bildnis ist vielleicht doch ein bisschen zu behämmert. Die Analogie ist ja vermutlich eh jedem klar, oder? Der Kühlschrank steht für unseren Planeten und die Joghurts sind die endlichen Ressourcen, die wir alle gemächlich verballern. Das Bild hinkt ja eh, denn einen Kühlschrank kann man ja ohne Weiteres wieder auffüllen — wenn wir aber alle Kohle und alles Öl verbraucht haben, füllen wir den Planeten nun mal nicht eben auf. Okay, bevor sich jetzt wieder Klugscheißer melden: Klar kann auch wieder neue Kohle entstehen, dauert nur halt ein paar Milliönchen Jahre, bis aus Bäumen Torf wird und aus Torf Braunkohle und aus Braunkohle Steinkohle.
Der Punkt, auf den ich hinaus will und um den ich hier mit behämmerten Kühlschrank-Geschichten herumeiere, ist doch folgender: Der Planet geht längst auf dem Zahnfleisch — ich weiß das, ihr wisst das, die Politik und die Industrie wissen es auch. Dennoch passiert herzlich wenig. Wir tun so, als hätten wir noch drei Ersatz-Planeten im Kofferraum unseres in der Stadt so nützlichen SUVs. Ihr seht schon, ich hab einen ordentlichen Schluck aus der Polemik-Pulle genommen, denn selbstverständlich ist es nicht ein bestimmter Fahrzeug-Typ, der darüber entscheidet, ob es uns umwelttechnisch super oder scheiße geht.
Vor wenigen Tagen outete ich mich ja hier bereits als großer Doku-Fan — auch gerade läuft als Berieselung nebenher wieder eine Karibik-Doku auf phoenix. Ich sehe also sehr viel Material, das mir immer wieder vor Augen führt, wie wundervoll dieser Planet immer noch ist. In vielen dieser Dokus geht es darum, welchen Raubbau wir Menschen betreiben, aber es gibt erfreulicherweise auch viel positives Zeug mit ganz tollen Geschichten. Wir stehen nämlich — mitten in dieser Pandemie — an einem Punkt, an dem noch alles möglich ist: Wir könnten sehenden Auges in eine Katastrophe marschieren, die sogar noch die Explosion des Melmac in den Schatten stellt, als dessen Bewohner alle gleichzeitig den Fön eingeschaltet hatten. Es gibt aber so viele hochintelligente Menschen, die sich großartige Dinge ausdenken, um den Planeten wieder auf Kurs zu bringen.
Aktuell weiß ich natürlich genau so wenig wie alle, welches Ende das nimmt. Aber solange ich noch einen Fitzel naives Grundvertrauen in mir habe, möchte ich einfach darauf vertrauen, dass wir den Karren namens Erde aus dem Dreck gezogen bekommen. Erst gestern habe ich eine Doku gesehen, in der es darum ging, dass die Desertifikation — also die Verwüstung unseres Planeten — flott voranschreitet. Mittlerweile ist ein Drittel der Erde verwüstet und jedes Jahr kommt eine Fläche der Größe Bayerns hinzu. Dennoch zeigte dieselbe Dokumentation eben auch auf, wie man dem entgegenwirken kann.
Es ging in der Doku u.a. um die US-amerikanische Agrarwirtschaft und um Farmer, die einfach kein bisschen verstanden haben, wie ihre Arbeit funktioniert bzw. wie der Boden funktioniert, auf dem sie ihr Getreide anbauen. Es ging aber auch um nachhaltiges Anbauen und um die Steigerung der Erträge, so dass man auch ohne Unmengen von Pestiziden die Menschheit locker satt bekommen kann.
Wenn ihr euch fragt, wohin dieser Artikel zielt, dann möchte ich hier auf dem Blog gelegentlich genau dieser Stoßrichtung folgen. Immer mal wieder werde ich diese Themen ansprechen, werde versuchen, Finger in die Wunden zu legen, gleichzeitig aber auch darzulegen, wieso wir durchaus auch noch Hoffnung haben dürfen. Es passieren schließlich so viele großartige Dinge auf der ganzen Welt und es gibt jede Menge Geschichten zu erzählen, an denen man erkennen kann, dass ganz viele Menschen längst verstanden haben, wie man die Welt besser macht.
Ein Teil der Geschichte ist aber leider eben auch, dass wir momentan an einem Punkt stehen, an dem wir sehr entschieden gegen eine Pandemie vorgehen, beim weitaus größeren Problem des Klimawandels aber diese Entschlossenheit komplett vermissen lassen. Die Politik kuschelt leider immer noch zu sehr mit der Industrie, immer unter dem Vorwand, Jobs schützen zu müssen. Und da sind wir dann doch wieder bei meinem dämlichen Kühlschrank vom Anfang des Beitrags. Wir müssen verstehen und danach handeln, dass man sich nicht unendlich lange aus diesem Kühlschrank bedienen kann, wenn man nicht zwischendurch wieder auffüllen kann. Solange wir nicht entschieden dagegen vorgehen, wie Geistesgestörte alles aus der Erde zu holen ohne Rücksicht auf Verluste, stehen wir auf verlorenem Posten.
Ich hab hier keine übermäßige Reichweite mit meinem kuscheligen, kleinen Blog. Aber ich erreiche ein paar wirklich tolle Menschen, was ich an dem immer wieder so aufbauenden Feedback erkenne. Daher werde ich euch immer wieder solche Artikel um die Ohren hauen, in denen es um Umwelt, um Klimawandel, um erneuerbare Energien, um nachhaltigen Städtebau und all das gehen wird. Im Augenblick werden wir damit noch eine überschaubare Zahl an Menschen sein, die sowohl die Probleme als auch die hoffnungsvollen Aspekte im Blick haben. Aber ich verspreche euch, dass diese Bewegung immer größer werden wird. Schon jetzt sehen wir gerade in Europa überall, wie Innenstädte umgebaut und von Autos befreit werden und all das ist nur möglich, weil immer mehr Entscheidungsträger die Verantwortung erkennen und übernehmen.
Und letzten Endes sind eben nicht nur Politiker und Wirtschaftsbosse und Öko-Verbände gefragt, sondern jeder Einzelne von uns. In meiner Bubble sehe ich, wie toll das schon funktioniert, wenn es um die Einhaltung der Pandemie-Maßnahmen geht, um Gender-Fragen um das knallharte Positionieren gegen Rechts. Genau das erhoffe ich mir eben auch noch viel mehr als bislang für die Themenfelder rund um Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Ich hab da schon so viele Ideen für Artikel und ich zähle auf euch, dass ihr mitzieht und auch bei diesen Themen so eifrig wie bislang lest, kommentiert und teilt. Da ich euch diesen Vertrauensvorschuss gerne gewähre, sage ich jetzt schon mal Danke — und mache mich gleich an die Arbeit, um mir ein paar entsprechende Themen für die nächsten Tage und Wochen zurechtzulegen.
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