Privates

2020 war schlimm? Wartet mal auf 2021

Das war ja mal ein gebrauchter Tag heute. Wie ein roter Faden zogen sich anstrengende Dialoge, Technikprobleme und Kommentatoren-Dummköpfe auf Facebook durch diesen vorweihnachtlichen 23. Dezember. Aber da nur noch ein paar Minuten bis zum Heiligabend sind und ich mich erstaunlich un-grinchig fühle, will ich jetzt hier nicht über Schwachköpfe ranten, sondern blicke freudig in die Zukunft. Okay, vielleicht ehr so mittelfreudig … bzw. untermittel.

Die gute Nachricht ist doch, dass dieses merkwürdige Jahr 2020 bald vorbei ist. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass 2021 noch beschissener wird. Trump wird nicht mehr Präsident sein und das bedeutet, dass er ohne dieses präsidiale Amt dann komplett freidrehen wird. Corona wird auch nicht plötzlich verschwunden sein, also wird alles noch schlimmer als jetzt. Wieso? Na, weil es den Impfstoff gibt natürlich. Zu den Corona-Leugnern und -Verharmlosern kommen dann noch stärker als in diesem Jahr die Impfgegner und die „Wieso konnten die den so schnell entwickeln, das ist bestimmt nicht richtig getestet“-Skeptiker. Dazu gesellen sich noch die „der Impfstoff ist immer noch nicht für alle verfügbar“-Nörgler und die ganz aufmerksamen Typen, die jede Nachricht teilen werden, in der es um Fälle mit schweren Nebenwirkungen geht. Schöne Aussichten!

Aber es wird noch schlimmer! Es wartet ein riesiger Corona-Tsunami auf uns — auf den Comedy-Bühnen und in den Buchläden. Oder möchte irgendjemand dagegen wetten, dass mindestens 19 von 20 Comedians mit ihrem nagelneuen Corona-Programm auf Tour gehen werden, sobald Konzerte usw. wieder möglich sind? Kaum hat Mario Barth die Stadt mit seinem Programm „Kennste? Kennste? Homeoffice? Kennste Hamsterkäufe?“ verlassen, steht schon Polemik-Dieter, der komödiantische Arm der Querdenker, auf irgendeiner Bühne mit „Nu(h)r ’ne Grippe“.

Noch schlimmer wird es auf dem Buchmarkt werden: Jeder Wissenschaftler, Politiker und sonstige Welterklärer werden uns die Pandemie nochmal haarklein auf totem Holz erklären und die Bestsellerlisten dominieren. Erinnert mich dran, dass ich auch sofort anfange, ein Buch zu schreiben, sobald nur ein Hauch einer neuen Pandemie am chinesischen Horizont auftaucht.

Das größte Problem haben aber all die Menschen — so wie ich — die gern auf Konzerte gehen. 2020 ist in Sachen Konzerte ja fast komplett ins Wasser gefallen, alles wurde auf 2021 verschoben. Dummerweise hören aber Musiker auch in einer Pandemie nicht auf, kreativ zu sein und werden uns auch nächstes Jahr neue Musik präsentieren. Das bedeutet dann zwangsläufig, dass zu all den 20er-Konzerten, die nachgeholt werden müssen, auch noch alle 21er-Konzerte kommen werden. Meine Fresse, wird das ein Stress! Rammstein, Ärzte, Empathy Test, Deichkind, Robbie Williams — wir haben jetzt schon jede Menge Termine fürs komplette Jahr (und auch schon 2022) auf dem Zettel und wie ich unsere eifrige Ticket-Fee Szapi kenne, werden noch massig Konzerte dazukommen. Wollen wir mal hoffen, dass nicht auch noch die alten Recken von Depeche Mode mit einer neuen Tour aus dem Gebüsch kommen, denn dann müsste ich tatsächlich mindestens eine Niere bei Ebay reinstellen, damit das bei mir finanziell klappt.

Wisst ihr was? Je mehr man schreibt, wie beschissen das nächste Jahr werden könnte, desto mehr freue ich mich eigentlich drauf. Wenn es irgendeinen Gott oder eine übergeordnete Macht gibt, dann hat dieser Gott oder diese Macht uns im Jahr 2020 alle miteinander mal so richtig durchgebumst. Vergesst also, was ich hier bislang geschrieben habe — nie im Leben kann auf dieses Jahr eines folgen, welches auch nur annähernd so eine Katastrophe ist wie eben dieses. Langsam gewöhne ich mich wieder daran, regelmäßig in die Messenger und bei WhatsApp reinzuschauen und mich einigermaßen zeitnah bei meinen Freunden zu melden.

Das ist für euch vielleicht keine große Sache, für mich irgendwie aber schon. Jedenfalls merke ich da beim Schreiben — oder beim Verschicken von unanständig langen Sprachnachrichten — wie sehr ich Menschen vermisse. Menschen! Vermissen! Ich! Der Typ, der entstanden ist, als es der Grinch mit einem Misanthropen getrieben hat, vermisst Menschen. Natürlich vermisse ich nicht die Knallköppe, über die man sich das ganze Jahr aufgeregt hat. Aber ich vermisse meine guten Freunde, egal ob sie oben im Norden sitzen, unten in der Schweiz — oder irgendwo dazwischen. Aber ich vermisse auch so viele andere. Die Leute, mit denen man nur mal kurz beim Konzert angesoffen drei Sätze wechselt, mit denen man sich zu Sit-Ins trifft, die mit einem über Musik reden, über die Gesellschaft oder über was auch immer.

Ich möchte wieder mit euch zusammenhocken und euch beim Erzählen, Singen und Lachen in die Augen schauen können und selbst, wenn das jetzt noch ein paar Monate so weitergeht: Irgendwann kommt das alles wieder, Freunde! Und ganz ehrlich: Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was für rauschende Feste wir feiern werden, wenn man es uns erst mal wieder erlaubt. Ich bekomme jetzt schon einen prophylaktischen Kater, wenn ich nur an all die Biere und Schnäpse denke, die ich im neuen Jahr mit euch herunterspülen werde. Okay, vielleicht werde ich auch ohne Alkohol Spaß mit euch haben. Aber es wird so kommen, so viel steht mal fest. 2020 war ein echtes Dreckstück von einem Jahr, aber hey — 2021 wird ’ne Wucht, wetten?

PS: Das Bild habe ich ausgewählt, weil es ganz liebe Menschen zeigt — und weil es aus diesem Jahr stammt. Soll mir also niemand erzählen, dass in diesem Jahr alles beschissen war. 🙂

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