MusikReisen

Asien-Trip 2019: Etappe 1 – Rodgau, Käseschlonz, Nitzer Ebb und der Flug nach Taiwan

„Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt“, wusste vor vielen Jahren schon Jürgen Konfuzius, der seinerzeit einen großen Teil seines Lebens in der unanständig langen Schlange einer Werkskantine irgendwo in China verbrachte und somit ziemlich genau wusste, wovon er da sprach. Okay, vermutlich hieß er gar nicht Jürgen und tatsächlich ist nicht mal das Zitat von ihm — das war wohl irgendein anderer chinesischer Philosoph, der das seinerzeit rausgehauen hat. Das ist aber auch gar nicht der Punkt. Vielmehr will ich darauf hinaus, dass in Anlehnung an obiges Zitat auch eine lange Geschichte mit einem ersten Satz anfängt und eine weite Reise nach Asien durchaus auch mit einer ersten Etappe beginnt, die einen nach Rodgau führt.

Wovon ich rede? Davon, dass ich zum Ende des letzten Jahres einen sechswöchigen Trip unternommen habe, der mich nach Taipeh führte, nach Tokio, nach Bali, zu den Komodo-Dragons, an die taiwanische Ostküste und — wie schon gesagt — auch nach Rodgau. Da ich in Sprücheklopfer-Laune bin, hau ich jetzt auch noch ein „Gut Ding will Weile haben“ raus und spiele damit darauf an, dass ich noch keinen einzigen Satz auf diesem Blog verfasst habe, der von diesem Trip berichtet. Das will ich in dieser Sekunde ändern und beginne damit, dass ich zunächst mal wieder Richtung Frankfurt aufgebrochen bin. Bei Astrid und Ohst beantrage ich des Öfteren mal Asyl, zumeist aus Party- und Konzertgründen. Okay, und auch, weil die beiden nicht nur ganz liebe Freunde, sondern auch fabelhafte Gastgeber sind.

Im letzten November passte es zufällig, dass wir uns zu einem Konzert verabredet hatten und ich nur wenig später von Frankfurt aus Richtung Taiwan abheben sollte. Also zeckte ich mich wieder mal ein paar Tage beim Ohst ein und freute mich darüber, dass die Depeche-Tour-gestählten, glorreichen Vier — Pinzi, Ohst, Szapi und ich — wiedervereint sein würden für ein Wochenende.

Helden am Glas

Bevor die anderen Trunkenbolde eintrudelten, hatten Ohst und ich am Donnerstag, den 14. November aber noch in geheimer Synthpop-Mission zu tun. Was es damit auf sich hat, erzähle ich aber ein anderes mal. Vermutlich, wenn das Album fertig ist, so circa 2025.

Jau, wir haben uns vorgenommen, zusammen Musik zu machen und dank Corona-Pandemie haben wir auch eine perfekte Ausrede, wieso wir noch nicht weiter gekommen sind als drei angefangene Songs — einer unfertiger als der andere.

Eine weitere Ausrede, zumindest für den Donnerstagabend: Wir mussten früh ins Bett, weil Freitag ja Michael und Dominique aus der Schweiz anrollen würden und natürlich auch Szapi, unsere Außenstelle Ost. Damit die Herrschaften nicht auf dem Trockenen sitzen, wurde noch flott das Nötigste eingekauft.

Man könnte jetzt noch erzählen, dass die Ostermanns schon vor dem Einkauf bestens bevorratet waren, was alkoholische Kaltgetränke angeht und wir die abgebildeten Getränke nur sicherheitshalber rangekarrt haben, aber ich will uns hier ja auch nicht unnötig als schlimme Trinker darstellen. Erfreulicherweise hatte der Großmarkt nicht nur Alkohol, sondern auch weihnachtliche Haarteile.

Ich - mit Lametta auf dem Kopf

Wir freuen uns jedes mal, wenn die Pinzons zu Besuch kommen, ganz besonders aber, wenn wieder Käsefondue auf dem Speiseplan steht und die beiden die köstlichen Zutaten extra aus der Schweiz ranholen. Wie sich das für ein eingespieltes Team gehört, kümmerten sich Pinzi und Dominique gemeinschaftlich ums Essen: Pinzi fachsimpelte über Schweizer Käse, den Rest in der Küche erledigte Dominique. Info für die Nichteingeweihten: Anstelle von „Fondue“ hat sich dank Ohst in unserem Kreis die Begrifflichkeit „Käseschlonz“ durchgesetzt. Mal ehrlich: Es passt doch auch viel besser, oder? Schaut euch den schlonzigen Käse doch mal an 😀

Verdammte Axt! Ich sehe das Bild und habe direkt wieder unfassbar Hunger auf diesen Käse und das köstliche Brot.

Ich bin nicht mehr so ganz sicher, aber ich denke mal, dass wir den Abend nach dem Essen mit Getränken ausklingen ließen. Das liegt u.a. daran, dass wir Abende bei den Ostermanns in der Regel jedes mal mit Getränken ausklingen lassen.

Der Samstag war Konzert-Tag. Nitzer Ebb spielten in Langen und hatten als Support Act die begnadeten Liebknecht dabei. Das bedeutete, dass man früh da sein musste, um bloß nicht die Vorgruppe zu verpassen. Das wiederum bedeutete, dass man dementsprechend auch früher ans Glas „musste“. Wir bekamen noch Besuch von weiteren Freunden, so dass die Sechser-Gruppe, die den Vorabend bestritt, nochmal aufgestockt wurde — und dann gab es Karate am Glas!!

Kein Auge blieb trocken und auch irgendwie sonst nichts, wenn ich mich recht erinnere. Ohst ließ es sich nicht nehmen, sein Party-Spiel schlechthin ranzuschlörren, welches uns an keinem dieser Abende erspart bleibt: Ein Spaß für vier Spieler, bei dem es auf eine schnelle Reaktion ankommt. Der Teil mit der „schnellen Reaktion“ erklärt dann auch, wieso es als Trinkspiel so perfekt geeignet ist. Wer nämlich zu langsam ist, bekommt ’nen Stromschlag. Ach, komm — bevor ich es jetzt lange erkläre, zeige ich euch einen Clip vom M’era Luna im letzten Jahr. Sorry, Zoni 😉

Puh, wenn ich mir den Clip anschaue, dann muss ich zugeben, dass es bei mir schon wieder nervös in den Fingern zuckt, wenn ich bloß diese furchtbare Melodie höre 😀

Es wurde also freudig gespielt, gelacht und hier und da eben auch ein bisschen was getrunken. Okay, sagen wir, wie es ist: Wir waren so ziemlich alle vollstramm und es ist ein verdammtes Wunder, dass wir es tatsächlich noch pünktlich zum Konzert geschafft haben.

Es sollte dringend noch erwähnt werden, dass Szapi angeschlagen angereist war. Ein Hexenschuss sorgte dafür, dass er sich nur eingeschränkt und unter Schmerzen bewegen konnte. Der Alkohol milderte im Laufe der Nacht diesen Schmerz augenscheinlich, aber auch die großzügig aufgetragene Salbe tat ihr übriges. Das, was jetzt so harmlos klingt, war durchaus eine aufregende Nummer. Nicht nur, dass sich Szapi vor der Konzert-Location obenrum entblößte, damit man ihn großflächig mit dieser Pampe einreiben konnte — darüber hinaus lag durch die Salbe ein leichter Duft in der Luft. „Leichter Duft“ meint in diesem Fall: Die komplette Konzerthalle hat den gesamten Abend lang gestunken wie eine verdammte Eukalyptusplantage. Bilder zu dem Einreib-Spektakel erspare ich uns allen mal an dieser Stelle. Auch, weil mich Szapi sonst vermutlich anzeigen würde 😀

Noch bevor es auf der Bühne losging, konnte ich den lieben Torben zu einem Foto nötigen

Liebknecht — Daniel Myer und Rinaldo Bite — eröffneten also den musikalischen Teil des Abends und haben uns wohl auch allesamt begeistert. Daniel ist seit Jahrzehnten als Electro-Urgestein nicht aus der Szene wegzudenken mit seinen Projekten und auch an diesem Abend konnten wir die Füße nicht stillhalten.

Danach enterte dann Douglas McCarthy mit seinen Jungs die Bühne und erwartungsgemäß brannte da direkt der Baum. Szapi tobte durch den tanzenden Mob — die Salbe schlug jetzt also an, wie es scheint 😉 Es wurde abwechselnd mitgeschrien, getanzt und kostbare Zeit in der Bier-Schlange verplempert und ich glaube, wir hatten alle dort eine richtig, richtig gute Zeit.

Während ich diese Zeilen schreibe und mir nebenbei ein paar Fotos von diesem Abend anschaue, wird mir wieder schmerzlich bewusst, wie unwirklich heute Konzerte wirken, in denen man schwitzend umeinander sprang und niemand Abstand halten oder Masken tragen musste. Das hätte uns da mal jemand sagen sollen, wie das Jahr 2020 verlaufen wird.

Hach, was vermisse ich die ganze Bande

Irgendwann verabschiedete man sich von den lieben Menschen und es ging zurück nach Rodgau-Jügesheim, wo noch ein Absacker auf uns wartete. Wir waren nach dieser Party-Nacht allesamt ziemlich angematscht, aber augenscheinlich reichte die Energie noch für ein verkuscheltes Jungs-Foto:

Ohst und ich waren die Letzten, die wach waren und Pinzi war dumm genug, seinen Autoschlüssel im Wohnzimmer offen liegen zu lassen. Über das Wochenende wurde nämlich viel auf Ohsts Kosten herumgealbert und dabei ging es darum, scherzhaft zu behaupten, dass Pinzi sich einige wertvolle Stücke aus Ohsts Depeche-Sammlung unter den Nagel reißen und heimlich aus dem Land schaffen würde. Ihr könnt euch Pinzis Gesicht vorstellen, als er am nächsten Tag sein Gepäck im Kofferraum verstauen wollte und dort auf die Depeche-Mode-Goodies stieß, die wir in der Nacht noch klammheimlich dort deponiert hatten. Es war ein großes Hallo, so viel steht mal fest 😀

Der Sonntag war dann wieder so, wie man ihn vorher schon erahnen konnte: Alle waren ein wenig angeschlagen und es passierte nicht sehr viel außer rumlungern, gepflegt ausnüchtern und mit vereinten Kräften versuchen, den letzten Abend irgendwie zu rekonstruieren. Wir schauten uns noch das legendäre The-Cure-Konzert aus dem Londoner Hyde Park [Partner-Link] an und ich bin sicher, dass Szapi Wert darauf legt, dass wir nicht die Blu-Ray, sondern die pixelige DVD geschaut haben 😀 Auch bei diesem Konzert in London 2018 waren wir mit sehr vielen Leuten angereist und vielleicht schreibe ich dazu ja auch nochmal einen Beitrag.

Sonntag ging es früh ins Bett, denn schließlich wollte ich ja am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe nach Paris aufbrechen, von wo aus wiederum mein Flieger nach Taiwan abheben sollte.

Auf dem Weg nach Paris
Viele Macarons in der Auslage
In Paris zwischengelandet, erregten diese Leckereien meine Aufmerksamkeit

Nochmal musste ich durch eine Sicherheitsschleuse und dann saß ich endlich im Flieger nach Taiwan. Das Abenteuer kann beginnen! Circa einen halben Tag werde ich nun im Flieger sitzen, bis ich dann endlich Taipeh erreiche.

Kaum sitzt man etliche Stunden im Flieger, schon passiert man den Mount Everest

Tatsächlich war die Maschine gar nicht mal so voll, so dass sich der Flug recht entspannt und überraschend bequem gestaltete. Ich war dennoch heilfroh, als der Spaß vorbei war und ich wieder Boden unter den Füßen hatte. Stilecht, wie es sich für Taiwan gehört, wurde man von dieser Katze in Empfang genommen:

„Hello, Kitty“

Danach traf ich dann auch Palle endlich, der mich ja auf diesen Trip eingeladen hat. Er lebt bereits seit Jahren in Taiwan und so feierten wir dort unser Wiedersehen — und zwar mit einer sehr, sehr (sehr, sehr!) kleinen Fanta.

Ich halte eine sehr kleine, taiwanische Fanta-Dose in der Hand
Große Hände treffen auf winzige Fanta-Dose

Als ich da in der Lounge saß, mit Palle quatschte, die winzige Fanta trank und einen Cholesterin-Taifun in Form von gefühlt einem Doppelzentner Rührei verputzte, fiel die erste Anspannung von mir ab. Selbst, wenn ich mittlerweile auf die fünfzig Jahre zurase, bin ich immer tierisch nervös, wenn ich so ganz alleine durch die Weltgeschichte jette. Was das angeht, werde ich wohl ewig das aufgeregte Kind bleiben, komm ich aber mit klar. So oder so: Ich bin heil und in einem Stück in Asien angekommen, aufregende Wochen würden nun vor mir liegen.

Lesen sie bald in diesem Theater, wie ich mich auf die zweite Etappe begebe: Mit dem Hello-Kitty-Flieger nach Bali/Indonesien. Stay tuned.

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