Musik

Song der Woche (13): Bryan Adams – Heaven

Der zweite „Song der Woche“ hier im neuen Jahr. Da der Februar schon halb vorbei ist, kann man konstatieren, dass ich mit „Woche“ schon wieder gnadenlos hinterherhinke und „Song des Monats“ vermutlich längst besser passen würde.

Aber sei es drum: Genau jetzt – Sekunden, nachdem der Valentinstag zu Ende gegangen ist – knöpfe ich mir ein wundervolles Liebeslied aus den Achtzigern vor. Die liebe Ema hat es neulich gepostet und so kam ich mal wieder auf diese Rockballade, die mir damals schon eine der liebsten war. Ihr wisst ja, dass ich damals schon Depeche-Mode-Fan war, aber ich hatte schon immer einen Sweet Spot für Nummern, die mich von den USA träumen lassen und davon, dass ich es eines Tages mal dort hin schaffe.

Und ja, natürlich passt auch Heaven in diese Kategorie, auch wenn Adams Kanadier ist. Ich hab damals sehr viele US-College-Filme geschaut. High School-Komödien von John Hughes, wenig tiefsinnige Filme mit Michael J. Fox (High School USA zum Beispiel) und vieles mehr. Daraus erwuchs eben auch diese Sehnsucht, auch mal dort rumzuhängen. Ein Mädchen kennenlernen, zum Abschlussball gehen, auf Beach-Partys trinken und rummachen. All sowas halt, was wundervoll wirkt, wenn man gerade vor sich hin pubertiert.

Das klappte natürlich auch zu Musik von Depeche, also grundsätzlich. Hin und wieder schaffte es ja sogar mal ein Song der Jungs in solche Filme. Aber prädestiniert dafür waren natürlich eher Rock-Acts. Heart zum Beispiel, Bryan Adams halt auch, Bruce Springsteen, Mellencamp, Dire Straits und viele mehr. Ich kann Euch nicht erzählen, was diese Welt für mich so idyllisch machte. Es waren ja beileibe auch nicht nur Komödien, die wir damals in uns aufsogen. Auch Horrorfilme wie Poltergeist und Gremlins, Filme wie E.T., Zurück in die Zukunft und was weiß ich noch alles.

Überall in den Filmen gab es diese schönen Vororte mit kleinen Vorgärten. Der Zeitungsjunge schmiss morgens vom Rad aus die Tageszeitung auf den Rasen und die jugendlichen Protagonisten hatten allesamt Zimmer in der ersten Etage des elterlichen Hauses. Dort gab es tolle Poster an den Wänden und Spielzeug in den Regalen, das daran erinnerte, dass der jugendliche Filmheld sein Interesse an Plastiksoldaten und Mini-Roboter erst kürzlich gegen das Interesse an Mädchen eingetauscht hatte.

Genau in diese Welt und in diese Zeit gehört „Heaven“.

Oh, once in your life you find someone who will turn your world around. Bring you up when you’re feelin‘ down …

Genau das wollte ich und daran glaubte ich: Dass irgendwann die Richtige kommt. Die, bei der man sofort merkt, dass das für immer ist. Okay, ich war 14, als das Lied in Deutschland ein Hit wurde – da ist man halt noch was naiver.

Der Song ist eigentlich schon von 1983, fand aber später erst den Weg auf Adams‘ Album „Reckless“ und selbst da wollte er es erst nicht haben – die Schmuse-Ballade passte für seinen Geschmack nicht so gut zum Rest des Albums.

Finde ich übrigens gar nicht. One Night Love Affair, Run to You, Somebody – was ein wundervolles Album einfach.

Ich hab Euch schon beim Song Kayleigh damals schon vom Familienurlaub in Bayern erzählt. Damals haben sich viele Songs für immer auf meine Festplatte in meinem Hirn und auf die in meinem Herzen eingebrannt. Aus der Rock-Abteilung gehörte das Album „Born in the USA“ von Bruce Springsteen dazu, aber eben auch vor allem Heaven. Eine wundervolle Melodie einfach, verknüpft mit diesem Text. Es ist eigentlich ein sehr schlichter und direkter Text. Nicht so codiert, wie es meistens bei Martin Gore ist. Ziemlich straight wurde hier einfach von dem richtigen Mädchen gesungen. Die Eine, mit der einfach alles gut ist, solange sie nur in meinen Armen läge.

37 Jahre später ist irgendwie nicht mehr so ganz viel mit Liebe, wenn ich auf mein Leben blicke. Eine Partnerin könnte ich aktuell in meinem Leben gar nicht mehr unterbringen. Keine Ahnung, ob Corona das forciert hat, oder ob ich vorher schon so sehr zum Einsiedler und Misanthropen mutiert bin. Manchmal, wenn ich die alten Filme schaue und diese alten Songs höre, dann gibt es einen Stich ins Herz. Es ist aber ein kurzer und nicht zu schlimmer Stich. Kein wirklicher Schmerz, nur ein freundlicher Reminder, dass da mal was war.

Wie ein Mensch, der sich im Weggehen ganz weit weg noch einmal umdreht und einem aus der Ferne zuwinkt. Oder wie ein Traum in der Phase der Nacht, wenn man schon aktiv den Traum beeinflussen kann. Man sieht die Bilder noch irgendwie vor sich, aber irgendwann zerfasert alles und man bekommt die Geschichte nicht mehr hintereinander.

Vermutlich schaue ich so ähnlich von heute aus auf den 14-jährigen Casi und frage mich, wie er wohl gewesen ist. War er so deep, wie er sich damals eingeschätzt hat? War er das, was man einen „normalen“ Teenager nannte? Oder war er doch eher dieser Misfit? Der Außenseiter, bei dem irgendwie nichts so selbstverständlich funktioniert wie bei allen anderen in seinem Alter? Vermutlich ist es letzteres. Aber halt nicht dieser verklärte Außenseiter aus dem Film, der zum Schluss trotzdem das begehrteste Mädchen bekommt.

Hmm, vermutlich ist das genau der Grund, wieso man diese Filme so in sich aufgesogen hat: Happyends gab es auch für Außenseiter in den College-Filmen. Aber ganz egal jetzt – ich will ja nicht jammern und mich beklagen. Tatsächlich genieße ich es, mit Nostalgie und ein wenig Wehmut diese alten Songs zu hören, die einen an die guten Zeiten erinnern. Sie sind wie eine wohlige, altvertraute Decke, die man sich umwirft.

Songs wie Heaven helfen mir vermutlich, mich daran zu erinnern, wie das Herz schlägt, wenn man das erste Mal verliebt ist. Wie einem zumute ist, wenn „sie“ meine Gefühle nicht erwidert. Die mich an die Schmetterlinge im Bauch erinnern, wenn man zum ersten Mal ganz vorsichtig zu realisieren beginnt, dass sie mich vielleicht genau so sehr mag wie ich sie.

Oh, es ist schon ein Uhr durch. Ich muss dringend schlafen. Morgen früh nehmen wir eine neue Podcast-Folge auf, da will ich fit sein. Wer weiß, vielleicht habe ich ja Glück und träume heute Nacht von den Achtzigern, von diesen besonderen Sommern und von der ersten großen Liebe. „I’ve been waitin‘ for so long, for somethin‘ to arrive – for love to come along“ … Hach ja …

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