Es geht immer weiter …
Ja, isso: Irgendwie geht es immer weiter. Ist keine exklusive Erkenntnis, klar, aber manchmal sieht man den Weg einfach nicht mehr. Gerade ist es wieder schwer zu sehen, wo es lang geht. Also ja doch, eigentlich weiß ich genau, wo es hingeht, aber ich weiß nicht recht, wie ich hinkommen soll. Konkreter: Ich ziehe um. Mir bleibt eine knappe Woche, um aus meinem Bums auszuziehen und in den neuen Laden einzuziehen. Gleichzeitig ersticke ich in Arbeit, was eigentlich gut ist, da mich Arbeit von anderen Dingen ablenkt und viel Arbeit ja auch bedeutet, dass mein Job sicherer ist, als wäre nüscht zu tun.
Ich glaube, das ist für jeden eine ziemliche Last. Aber wenn man jemand ist, der so einen Kopf und Körper hat wie ich und ein Konto besitzt, dass so leer ist wie meins, dann ist es ein Drama. Eigentlich hatte ich echt viel Zeit, um umzuziehen. Aber dann war da dieses Fuß-Dilemma, dass mich über drei Wochen aus dem Verkehr zog. Just in der Phase, in der ich freie Tage hatte und die Schmerzen mir dann nicht einmal erlaubten, einer verkackten Netflix-Serie folgen zu können. Und dann ist da auch noch die Arbeit. Wie gesagt: Super, dass viel zu tun ist – auch, weil diese besonderen Events (wie die IFA, Apple-Launches oder jetzt gerade der MWC) so eine positive Art von Stress erzeugen, die dich abends erschöpft, aber auch irgendwie zufrieden ins Bett fallen lassen. Aber das Timing ist halt kacke. Alles verdichtet sich gerade so unfassbar, dass ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht.
Und Stichwort „Kopf“: Der bumst mich gerade wieder mächtig, lässt mich an mir selbst verzweifeln und verhindert, dass ich annähernd so produktiv und zielstrebig arbeite, wie ich es von einem Casi kenne, der das früher mal so leicht bewältigte. Lange Rede, kurzer Sinn: Mir läuft die Zeit weg und ich bin weder in der Birne, aber vor allem körperlich noch nicht wieder in einer Lage, die mich das alleine wuppen lässt.
Meine guten Freunde – ich hab das oft thematisiert – sind bis auf Krücke und Paddy allesamt weit übers Land verstreut. Die sind also weit weg und auch schrecklich busy. Mit Arbeit, mit Depeche-Konzerten und dazugehörigen Reisen, oder gar beidem gleichzeitig. Paddy hilft mir Montag wiederholt, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Der hat auch ganz andere Dinge im Kopf und ist körperlich vielleicht noch zermatschter als ich, wenn ich das mal so frech sagen darf, ohne es despektierlich zu meinen. Krücke und unser lieber Freund Maik haben mir bei meiner ersten Sperrmüll-Runde wie die Berserker Klamotten runtergewuchtet und auch Zeug rübergefahren und rauf in den dritten Stock gebracht.
Ich kenne jede Menge Menschen, was ihr mir ja auch immer wieder bescheinigt. Das ist auch toll, so viele Leute zu kennen. Aber das ist nicht mein Inner Circle und das bedeutet, dass ich bei all diesen lieben Menschen noch weniger leicht den Kontakt halten kann, als ich es sowieso schon tue. Da sträubt sich dann alles in mir, wenn ich mich hundert Jahre nicht melde und genau dann anklopfe, wenn ich wieder mal Hilfe brauche. Das finde ich nicht okay, und deswegen habe ich mir eingeredet, dass ich das schon irgendwie alles allein hinbekomme, ohne groß um Hilfe zu betteln.
Bekomme ich aber nicht. Ich muss noch den Rest in meiner Bude packen und vor allen Dingen eine Menge rüberschaffen. Ich muss den Keller entrümpeln, den mir liebe Nachbarn freundlicherweise mit ihrem Müll vollgepackt haben, nachdem sie meine Tür im Keller aufgebrochen haben. Okay, ich weiß nicht, ob die Leute mit dem Müll und die Leute mit dem aufgebrochenen Schloss dieselben sind, aber das ändert ja auch nichts an der Situation. Montagabend muss ich Sperrmüll loswerden. Zeug runterschleppen kann ich, aber nicht allein einen Herd und eine Waschmaschine. Ich traue mich auch nicht, den Herd vom Netz zu nehmen. Ich bin einfach nicht lebensmüde genug für Starkstrom, was ja eigentich generell ein gutes Zeichen ist.
Dummerweise muss ich auch noch Maler anheuern, weil ich den ganzen Bums noch streichen muss – also wirklich alle Wände und Türen in allen Zimmern. Für jemanden, der handwerklich jetzt eher so untermittel-begabt ist und eh kaum Zeit hat in dieser Woche, ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Hier hoffe ich auf meinen Vermieter, der ein Angebot einholt für Handwerker und das mit meiner Kaution verrechnen wird.
Apropos Kaution. Mir geht natürlich auch das Geld aus. Ich bin nicht zu geizig, um in so einer Lage einfach Menschen zu beauftragen, die mir die Bude leer räumen und putzen und schließlich renovieren. Aber dieses Geld ist schlicht nicht vorhanden. Ich habe es gerade generell nicht, weswegen ich ja auch einen Arsch voll an Depeche-Konzerten absagen musste, was mir immer noch das fette Herz bricht. Während eines Umzugs, bei dem man auf ganz erstaunliche Art und Weise sein Geld für allen möglichen Scheiß los wird, ist das Geld nochmal knapper. Und richtig knapp wird es, wenn man dämlich genug ist, den Schlüsselbund der brandneuen Bude einfach mal zu verlieren und sich daraufhin für 250 Euro das Schloss auswechseln zu lassen. Es ist fast so, als versuche ich verzweifelt, meine Situation durch eigene Blödheit noch beschissener zu machen.
Wäre Palle nicht gerade da (der übrigens einen richtig geschundenen Rücken hat, sonst würde der mir natürlich helfen können), der mich gerne mal zum Essen einlädt, würde ich vermutlich längst schon den ranzigen Teppich aus meinem alten Wohnzimmer fressen, den ich übrigens auch noch rausreißen muss.
„Komm auf den Punkt, Drees“ – ja, ich mach ja schon. Wenn Ihr das lest, und mir helfen könnt, irgendeines dieser Probleme zu lösen, dann meldet euch bitte. Wenn mir einer den Herd am Sonntag oder Montag abklemmen kann und bestenfalls auch runterschleppen, oder einfach nur ein wenig Kram rüberfahren kann (und mit wenig meine ich viel und die Pisse muss rauf in den dritten Stock) oder irgendetwas anderes, über das ich gerade so armselig gejammert habe, dann meldet euch. Habt ihr andere Ideen, kennt jemanden, der helfen kann oder könnt mich sonst irgendwie bei dieser Katastrophe namens Umzug supporten, dann meldet euch.
Ihr könnt euch denken, dass ich dafür gerade nicht viel raustun kann, was es nicht leichter macht, Hilfe zu finden. Aber sobald all das gewuppt ist, werde ich eh mit den Menschen, die mir bereits geholfen haben, einen bunten Abend feiern in unserem neuen Bums. Sagt übrigens Palle nichts davon, denn die Party wird schmutzig, möchte ich wetten. Ich werde also einen Abend mit einem Schwung Bier und sonstigem ansetzen, um mich wenigstens ein bisschen erkenntlich zu zeigen. Wenn ihr mir also a) helfen könnt und b) im März oder April Lust auf einen geselligen Trunkenbold-Abend habt: Lasst es mich wissen. Ich wäre euch unendlich dankbar.
… und einen letzten Absatz noch: Wie so oft hatte ich die Überschrift schon längst im Kopf und auch Ideen, was ich dazu schreiben wollte. Meine Birne spielt dabei natürlich eine Rolle, auch wenn sie in diesem Text jetzt nur eine Nebenrolle eingenommen hat. Ich hab das jetzt hier kurzerhand und aus der Not heraus umfunktioniert. Aber ich werde noch einen zweiten und vielleicht noch dritten Teil ranhängen. Weil es nicht nur um mich gehen soll bei dem Ansatz „es geht immer weiter“. Ich will was zur Vergänglichkeit sagen und zur Frage, was von uns eigentlich bleibt. Ich will was über Leute sagen, die dem Tod tapfer von der Schippe springen und über andere Leute, denen das leider nicht vergönnt war. Ich will aber auch über mein Vorankommen reden und darüber, wie wir als Gesellschaft vorankommen. An welchen Kleinigkeiten arbeiten wir uns ab, während wir die „Großigkeiten“ ignorieren und liegenlassen. Letzten Endes geht es halt immer weiter und wir haben es zu einem großen Teil selbst in der Hand, ob wir uns drauf einlassen, oder dafür sorgen, dass wir uns und anderen das Leben unnötig schwer machen.
Dabei will ich es belassen erst einmal, denn solange ich dieses Wohnungsdilemma nicht gelöst habe, ist in meinem Kopf kein bisschen Kapazität mehr übrig für kluge oder mindestens klug gemeinte Texte.
Ach so: Das Artikelbild oben zeigt – natürlich – das Konzerthaus in Dortmund. Wer weiß, wo das ist, weiß auch so circa, wo ich ab sofort wohne. Ehrlich gesagt kann man sogar unsere Fenster im Bild erkennen, was mir beim Knipsen gar nicht wirklich bewusst war.
PS: Ich weiß, ich erwähne oft meine finanziellen Probleme in meinen Jammer-Artikeln – einfach, weil sie Teil meiner Probleme und Teil meines Lebens sind und ich offen damit umzugehen versuche. Aber bitte schickt mir kein Geld auf irgendwelchen Wegen, da das in meiner Insolvenz einfach verpufft oder mich echt in Schwierigkeiten bringen könnte.