Politik und Gesellschaft

Deutschland im Herbst 2021 [Teil 1]: Es wird spannend!

Es ist Sonntag, der 26. September 2021. Es ist 17 Uhr, in 60 Minuten gibt es die ersten Zahlen. Vermutlich ist es ein besonderer Tag, weil erstmals eine Kanzlerin nicht mehr zur Wahl antritt. Bislang war es immer so, dass amtierende Kanzler nicht aus freien Stücken das Amt verlassen haben. Heute aber gehen 16 Jahre Merkel zu Ende. Also okay, nicht wirklich heute – vermutlich beginnt in einer Stunde ein Wahl-Irrsinn, der uns noch lange beschäftigen wird. Ich würde mich fast nicht wundern, wenn Angela Merkel nochmal zur Neujahrsansprache antreten muss.

Heute werden wir aber zumindest mal feststellen, welche Partei die stärkste wird und wie viel Prozent jeweils auf die Parteien entfallen, die es in den Bundestag schaffen. Noch kann ich also hoffen, dass es ein sehr starkes Votum für die Grünen gibt und ein sehr überschaubares, schwaches für die AfD. Tatsächlich befürchte ich aber, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD gibt, bei dem ein Olaf Scholz (The Artist known as „Das kleinere Übel“) noch lange nicht als Kanzler gesetzt ist. Die Grünen kommen irgendwo dahinter ins Ziel, gefolgt von AfD und FDP, dahinter dann die Linken. Alles, was darüber hinausgeht, werden dann die nächsten Wochen oder gar Monate zeigen.

Ich muss zugeben, dass ich besorgt bin. Einfach aus dem Grund, weil ich glaube, dass wir nicht noch vier Jahre mehr verschenken dürfen. Vier Jahre mit weiteren Ankündigungen, dass so Geschichten wie Klimawandel, Digitalisierung oder Rentenreform „jetzt aber ganz wirklich, echt jetzt!!“ angegangen werden. Wir brauchen keine Kurskorrekturen, wir brauchen tatsächlich einen Aufbruch und eigentlich ist es dabei fast Latte, wer das Land anführt. Nicht, dass ihr mich missversteht: Ich wünsche mir die Grünen ins Amt, aber das wird nicht passieren.

Aber selbst, wenn es Scholz oder Laschet machen, dürfen wir die Regierung nicht weiter so rumgurken lassen. So gesehen waren die letzten Jahre eigentlich echt gute Jahre. Weil wir gesehen haben, dass es dem Volk möglich ist, eine Regierung vor sich hertreiben kann. Ein schwedisches Mädchen hat eine Bewegung losgetreten, die dafür gesorgt hat, dass die ganze Welt über den Klimawandel spricht, besonders auch hier in Deutschland. Das macht mir die Hoffnung, dass man uns selbst im Falle einer kompletten Deppen-Regierung nicht einfach alles vorsetzen kann.

Es liegt an uns allen, da dann den Druck hochzuhalten und keine Regierung mehr mit Ausreden davonkommen zu lassen. Ich hoffe, dass so oder so die Grünen Teil der Regierung sein werden und sie sich auch nicht als Juniorpartner den Schneid abkaufen lassen. Ich hoffe, dass es eine Regierung sein wird, die versucht, die Spaltung der Gesellschaft zu bremsen. Ich hoffe, dass in den nächsten vier Jahren beim Klima, der Wirtschaft und vielen anderen Punkten an den richtigen Stellschrauben gedreht wird. Vor allem aber hoffe ich – und da baue ich eben auf euch alle – dass Ihr Euch nichts gefallen lasst, dass Ihr laut seid und dass Ihr mithelft, immer wieder die Finger in die Wunden zu legen.

So, damit diese Textwüste ein wenig aufgelockert wird, habe ich hier mal einen neuen Ärzte-Song reingeworfen. Deswegen, und weil es im Text auch gegen rechte Spacken geht und gegen Menschen, die den Klimawandel leugnen.

Zurück zum Thema: Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, Finger in die Wunden legen. Jetzt ist es 17:30 Uhr, 30 Minuten noch. Ich bin tatsächlich sehr gespannt und ich weiß, sehr viele von Euch sind es auch. Es ist eine merkwürdige Stimmung, irgendwo zwischen Hoffnung und Resignation. Das spiegelt dabei gar nicht mein Gefühl wider, als ich eben gut gelaunt und bei Sonnenschein ins Wahllokal spaziert bin. So oder so: Es lässt gefühlt niemanden kalt gerade und das ist doch erst einmal ein gutes Zeichen, oder?

Ich habe in den letzten Wochen und Monaten viel zu wenig auf diesem Blog geschrieben, tut mir wirklich leid. So kam ich auch nicht dazu, meine Gedanken zum Wahlkampf, zu den Optionen und zu den merkwürdigen Prioritäten der jeweiligen Parteien und auch der Medien und der Gesellschaft mit Euch zu besprechen. Aber genau deswegen möchte ich jetzt ein paar Sätze dazu schreiben. Seht diesen Artikel hier also als einen Teaser, eine Einleitung.

Entweder heute Nacht oder morgen möchte ich einen weiteren Teil schreiben und meine Gedanken zu dem äußern, was gleich bei der Wahl herauskommen wird. Aber ich habe mir vorgenommen, das danach auch noch ein wenig sacken zu lassen und mich mit etwas mehr zeitlichem Abstand nochmal anzupacken – dann ja vielleicht schon mit einer Idee, welche Koalition die wahrscheinlichste ist.

Erstmal lehne ich mich jetzt aber auf der Couch zurück, bin so gespannt wie sonst nur zu großen Sport-Events und richte mich auf einen langen TV-Abend ein. Neben Spannung fühle ich in mir ein gewisses Grundvertrauen. Ein Vertrauen dank der vielen Leute, die ich kenne und die mit so einem gesunden Mix aus Verstand, Empathie und gesellschaftlichem Kompass ausgestattet sind. Weil so viele von euch so ticken, wie ihr eben tickt, ist mir trotz einer eigentlich beschissenen Lage nicht angst und bange – Ich kann die Angst der anderen riechen, glaubt es mir!

Genau darüber werde ich dann in einem der nächsten Artikel noch ein paar erklärende Worte schreiben. Erst einmal drücke ich uns aber allen die Daumen. Lasst uns hoffen, dass so oder so heute die Weiche gestellt wird für eine positive Zukunft unseres Landes. Je nach Person im Kanzleramt wird das mit der Zukunft einfacher oder schwieriger, aber wie gesagt: Ich hab ein gewisses Grundvertrauen und das erkläre ich Euch dann im nächsten Teil.

Habt einen schönen Abend – und lasst Euch nicht ärgern. Nicht von Wahlergebnissen und nicht von irgendwelchen Kommentaren in sozialen Medien!

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