Depeche Mode

It’s the Final Countdown: DM, ein neuer Song und der Black Sheep Swarm

Heute ist der Tag der Tage: Nach Jahren gibt es endlich wieder neue Musik von Depeche Mode. Also dachten wir zumindest. Wieso dachten wir das eigentlich? Na, weil da doch dieser Countdown war, der auf 18 Uhr deutscher Zeit herunterzählte. Ich schrieb es eben schon auf Facebook: Es amüsiert mich so unfassbar, dass wir durch die Bank alle so durchgedreht sind heute.

Da „unsere“ Band nun mal nicht BTS heißt, sondern Depeche Mode, sind wir, also der „Black Swarm“, so in der Abteilung 40 bis 50 Jahre. Manche älter, ein paar tatsächlich jünger. Aber wir sind zumindest alles erwachsene Menschen. Und ganz ehrlich: Davon war die letzten Tag wenig und speziell heute ab 18 Uhr nichts mehr zu spüren. ? Es gibt tatsächlich Menschen, die (nicht ironisch, sondern im Ernst) unter Depeche-Postings schreiben, dass sie nach dieser Verarschung kein Fan mehr sind. ?

Was ist eigentlich passiert? Erzähle ich Euch (also denen außerhalb der Depeche-Bubble, die anderen wissen’s ja ^^): Depeche Mode sind zurück! Nach der Pressekonferenz im letzten Jahr wussten wir ja, dass die Jungs am Album „Memento Mori“ arbeiten und wieder auf DM-Tour gehen. Für diese Tour wurden etwa 30 Prozent der weltweit verfügbaren Karten von Szapi und Ohst aufgekauft, aber das ist eine Geschichte, die ich ein anderes Mal erzählen werde. ^^

Wir haben Ende Januar CamelPhat dabei zusehen können, wie sie bei ihrem DJ-Set ihren Remix spielten, den sie für die kommende DM-Single „Ghosts Again“ angefertigt haben. Wir wussten spätestens da, dass die Einschüsse näher kommen. Und dann passierten zwei Dinge gleichzeitig: Die Instagram-Seite von Depeche Mode war plötzlich komplett leergeräumt und zeitgleich startete ein Countdown auf der Depeche-Seite.

Kurz danach verriet Anton Corbijn, dass der Song tatsächlich „Ghosts Again“ heißt, im Februar rauskommt und er selbst das Video dazu bereits abgedreht hat. Depeche Mode schickten einen Instagram-Filter ins Rennen, ebenfalls mit Countdown. Dazu leakten Bilder, die vermutlich das kommende Cover-Artwork anteaserten.

Ihr seht, der Tanz nahm Fahrt auf. Alles fokussierte sich also auf das Ende des Countdowns am heutigen Freitag, 18 Uhr. Als dann zwischenzeitlich auch noch zwei TV-Auftritte in europäischen Shows bestätigt wurden, war es uns allen klar: Am Ende des Regenbogens Countdowns wartet ein nagelneuer Depeche-Mode-Song auf uns.

Heute dann merkte man die Nervosität innerhalb des erlesenen Kreis von uns durchgepeitschten Depeche-Mode-Fans. Die Stunden verrannen und so langsam rückte das Endes des Countdowns näher. Es gab keine Info, wo der Song zu hören sein wird. Also hab ich sicherheitshalber mal Spotify, Facebook, YouTube und die Depeche-Seite gleichzeitig geöffnet – sicher ist sicher.

Um 18 Uhr passierte dann Folgendes:

Kein neuer Song: Es gab ein paar Sekunden des Liedes zu hören (die wir schon kannten) und die Bestätigung, dass „Ghosts Again“ tatsächlich die erste Single aus dem neuen Album sein wird, die am 9. Februar veröffentlicht wird. Außerdem enthüllte die Band das neue Cover-Artwork und auf Instagram gab es auch Bilder zu sehen, die das Artwork in mehreren Städten zeigten.

Danach folgte dann, was wir gemeinhin wohl als Shitstorm bezeichnen. Wütende Fans scheißen seitdem zu Tausenden die Social-Media-Accounts zu. Sie sind enttäuscht, sie sind wütend – und in Teilen sind sie wirklich hasserfüllt. Es gibt tatsächlich „Fans“, die erklären, fortan eben keine Fans mehr sein zu wollen. Das alles passiert gleichzeitig, während ich – noch ohne diese Kommentare gelesen habe – laut vor mich hin lache.

Wieso ich lache? Weil kein Schwanz gesagt hat, dass heute der Song kommt – okay, keiner außer wir alle, ist klar ^^ Aber niemand von offizieller Seite. Im Gegenteil: Brat hat die Nummer bei Discord mit dem Song heute sogar schon dementiert im Grunde. Aber weil wir dumme Idioten sind, haben wir uns hier schön gegenseitig hochgeschaukelt und jetzt sehen wir mal so richtig alt aus 😀 Danke übrigens an Manu für folgenden Screenshot:

Was haben Depeche Mode in den letzten Tagen gemacht? Sie teasern. Lassen hier was hinpinseln, plakatieren da was, sind auf Discord plötzlich zugange und schmeißen nen Instagram-Filter in die Runde. Und den Rest haben wir alle ganz allein gemacht mit unseren Spekulationen, unseren Shares und dem, was nur in unserem Kopf ist. ?

Es gab kein offizielles Cover-Artwork, kein offizielles Datum für die Single, wir hätten nicht mal den offiziellen Songtitel gewusst, wenn er Anton im Interview nicht herausgerutscht wäre. Somit ist das hier heute der nächste Level der Geschichte. Der Countdown zählt runter und gibt uns diese Infos und verrät uns dadurch, dass es nur noch sechs Tage sind, bis tatsächlich neues Material unserer Herzens-Band am Start ist.

Und genau deswegen lache ich im Grunde seit 18:00 Uhr durchgehend: Weil wir so unfassbar behämmert sind ? Wenn ich allein an unsere Chat-Gruppe denke, in der Pinzi, Ohst, Szapi und ich seit Tagen komplett aus dem Häuschen waren. Ohst und Szapi haben sogar aus lauter Nervosität nochmal 12 FOS-Tickets für Frankfurt geschossen. ^^

Dieses Kribbeln, die Spannung war überall spürbar in den sozialen Medien. All das – nochmal – ohne dass nur ein einziger Mensch auf dem Planeten offiziell gesagt hätte: Jau, Freitag, 18 Uhr rappelt’s – da kommt der Song. Wir sind wie die Lemminge unterwegs gewesen oder wie so ein geköpftes Huhn, dass noch ein paar Schritte bewältigt, bevor es zusammenbricht. Der Black Swarm heute mal als Black Sheep Swarm unterwegs. Es hat sich niemand überhaupt die Frage gestellt, wieso wir uns so sicher sind, dass heute der Song kommt. Wir haben uns gegenseitig gefragt, wo – auf welcher Plattform – er zu hören und sehen sein wird. Aber woher diese Gewissheit kommt, dass das Lied vor der Tür steht – hat nicht ein einziger Mensch gefragt.

Die alten Herrschaften haben uns da ein fettes Stöckchen hingehalten und wir sind ohne zu zucken drüber gesprungen. Nicht einer oder zwei oder hundert – nein, wir alle miteinander. Und ganz ehrlich: Wer ganz ehrlich zu sich ist und da nicht auch wenigstens ein bisschen drüber schmunzeln kann, sollte sich mal kurz überlegen, ob er tatsächlich Fan einer Band ist – oder sein Fan-Dasein ein klitzekleines bisschen zu verbissen sieht.

Den besten Gedanken dazu hatte heute mein lieber Freund Paddy. Dem fallen einfach manchmal sensationelle Sätze aus dem Gesicht und der hat für das Spektakel heute das perfekte Bild gefunden. Er sagte:

Das ist wie stille Post. Aber noch schlimmer – es fehlt der Erste, der was sagt.

Paddy Ahrens

Genau so isses! Wir beschimpfen eine Band, von der wir behaupten, dass sie für den „Soundtrack unseres Lebens“ verantwortlich ist. Und wofür? Für eine Marketing-Nummer, von der keine Sau weiß, ob sie genau so geplant war, oder einfach anders aufgenommen wurde, als Band und Marketing-Team sich gedacht haben. Die Auflösung, ob die Band ob der Reaktionen jetzt geschockt ist, oder aber lachend unterm Tisch liegt, werden wir vermutlich nie erhalten.

Aber dass ich lache – mich gleichzeitig aber auch über die vielen Tausend unsinnigen stänkernden „Fans“ aufrege – das wisst ihr hiermit jetzt alle aus allererster Hand. Und? Seid ihr tatsächlich immer noch wütend? Enttäuscht sein dürft ihr – wir haben uns was erhofft, was (noch) nicht eingetreten ist. Aber wenn ihr wütend seid, weil eine Band, die euch teilweise seit 40 Jahren begleitet, euch unfassbare Abende bereitet und – wie mir – einige der wundervollsten Freunde ins Leben spülte, nach fünf Jahren ohne neues Lied diesen neuen Song erst sechs Tage (!) später als erwartet offenbart, dann tut ihr mir ganz ehrlich ein bisschen leid.

Dass die Band selbst mit keiner Silbe einen Release für den 3. Februar angekündigt hat, macht die ganze Nummer da einfach nur noch etwas absurder. Macht nicht die Band für Eure Erwartungshaltung verantwortlich.

Wir sollten in manchen Situationen vielleicht einfach mal einen großen Schritt zurückgehen und das, über das wir uns da echauffieren, nochmal im Ganzen betrachten. Was sind das alles für Situationen, in denen wir wutschnaubend Menschen beschimpfen? Ginge es da nicht meistens eine Nummer kleiner? Ich schreibe hier auf dem Blog oft über sehr beschissene Dinge. Dazu gehört, wie wir miteinander umgehen. Dazu gehören Rassismus, Sexismus, Radikalismus, Fanatismus, Kapitalismus und noch viele andere unschöne -ismen.

Wir leben in einer Welt, in der Kriege herrschen, in der Geld, Ressourcen, Wohnraum und Chancen ungerecht verteilt sind, in der es Pandemien gibt und in der wir – Thema Klima – buchstäblich den Ast absägen, auf dem wir sitzen. Und in so einer Welt regen sich Menschen funkensprühend und geifernd darüber auf, dass sie ihr Schnitzel anders nennen sollen, dass es zu viele Regenbogenfahnen gibt, dass sich Sprache verändert, dass sie nichts mehr sagen dürfen, obwohl sie viel zu viel sagen den ganzen Tag – und dass ein nicht offiziell bestätigter Song nicht an dem Tag veröffentlicht wird, an dem sie es sich erhofften, sondern ganze sechs Tage später.

Kurz zusammengefasst könnte einem der Gedanke kommen, dass wir volle Pulle in eine evolutionäre Sackgasse gerauscht sind und uns jetzt wieder zurück entwickeln. Noch 20 Jahre, und wir wohnen wieder in Höhlen. Wir sind echt auf dem Weg zurück – ich weiß nur noch nicht, ob wir zurück sind auf dem Weg zum Affen, oder direkt zum Einzeller. Going backwards quasi.

Wie sang mal eine Band, die ich sehr gut leiden kann, ganz richtig:

We're going backwards
Armed with new technology
Going backwards
To a cavemen mentality

Wie geht euer Abend weiter? Ich werde noch ein wenig draußen herumlatschen. Mit Depeche Mode auf den Ohren. Ist nämlich meine Lieblingsband, seit fucking 41 Jahren. Übrigens: Nächste Woche bringen die einen neuen Song raus, wusstet ihr das? Falls ihr sichergehen wollt, dass ihr den nicht verpasst, geht mal auf die Depeche-Mode-Seite – da läuft nämlich der Countdown.

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