Depeche ModeMusik

Ein paar Zeilen zu Depeche Mode und zur Musik allgemein

Ich habe ein Zitat von Nietzsche im Kopf gehabt, als ich mir überlegt habe, diesen Beitrag zu schreiben: „Ohne Musik ist das Leben ein Irrtum“. Schon 1888 hat der pfiffige Kerl diesen Spruch rausgehauen, ziemlich exakt 100 Jahre, bevor vier Jungs aus Basildon sich anschickten, in Pasadena, Kalifornien ein „Concert for the Masses“ zu spielen. Was beides miteinander zu tun hat, erzähle ich euch.

Ich bin nämlich vor ein paar Tagen über den YouTube-Kanal des „Professor of Rock“ gestolpert. Ein Typ, nicht viel jünger als ich, US-Amerikaner und riesiger Musik-Fan. Das vorgeschlagene Video heißt: „Why Depeche Mode ruled in the Post Punk era“ — klar, dass mich das sofort angesprochen hat, also klickte ich drauf.

Das Video geht etwas länger als 14 Minuten und ich habe jede einzelne Sekunde davon genossen. Er schwärmt dort in den höchsten Tönen von Depeche Mode und von dem Impact, den die Musik der Band auf die Musikwelt und vor allem auf seine eigene Welt hatte und noch hat.

Was er im Video macht? Er spricht einfach nur. Spricht über das allererste Mal, als ihm ein Song namens „Behind the Wheel“ das musikalische Leben komplett umkrempelte. Spricht darüber, wie anders als alle anderen Bands diese vier Jungs waren. Zitiert Textpassagen, zählt seine persönlichen Top Five von Depeche Mode auf.

Das ist für einen Fan wie mich alles super unterhaltsam und vor allem holt mich der Kerl — er heißt übrigens Adam Reader — mit seiner Begeisterung für Musik komplett ab. In diesen Tagen ist alles so unfassbar negativ geworden, an allem gibt es was auszusetzen und was zu jammern. Mittlerweile reden wir nicht mehr über die Suche nach dem Haar in der Suppe — es handelt sich wohl eher um Suppe im Haar.

Da ist es erfrischend, Menschen zuzuhören, die einfach wirkliche Leidenschaft für das empfinden, über das sie reden. Der selbsternannte Professor of Rock ist eine dieser positiven Gestalten und in der Folge habe ich mir natürlich auch noch weitere Videos von ihm angeschaut und egal, ob er über New Order, The Cure oder Duran Duran spricht: Immer merkt man ihm an, wie sehr ihn Musik begeistert. Es tut so gut, einfach mal nicht darüber zu diskutieren, ob Album X viel schlechter ist als Album Y, sondern einfach mal nur auf das zu blicken, was einem an der Musik gefällt und was sie mit einem macht.

Der Clip war auch für mich eine kleine Zeitreise und im Grunde sind Songs immer Zeitreisen für mich. Als ich mir im Anschluss an das Video noch den Stripped-Clip vom 101-Konzert in Pasadena angeschaut habe, war das alles wieder da: Das Gefühl, als ich erstmals diesen Song im Radio hörte, verbunden mit der Gewissheit, dass ich unbedingt diese Band live auf der Bühne sehen muss. Ich erinnere mich an meine erste Freundin, die ich genau zur Black-Celebration-Zeit hatte, erinnere mich an einen unglaublichen Sommer, an die unbeschwerten Zeiten und ja, ich meine mich sogar noch daran erinnern zu können, wie meine Freundin damals geduftet hat. Kostenlose Vier-Minuten-Zeitreisen — mit das Beste, was die Menschheit jemals hervorgebracht hat.

Stripped: Einer dieser Momente…

Am Ende seines Videos sagt Adam noch, dass Depeche Mode perfekt all das zusammenfasst, was Nietzsche meinte, als er sagte, dass Leben ohne Musik ein Irrtum sei. Sicher kann man spekulieren, wie der Philosoph und Philologe das damals genau gemeint hat. Aber ich verstehe es wohl genau so, wie es von den meisten Menschen und auch von Adam verstanden wird und in dem Zusammenhang ist die Musik von Depeche Mode für mich tatsächlich der Beweis, dass Nietzsche richtig lag mit seinem Satz.

Es geht nicht darum, dass sich Depeche Mode live heute anders präsentieren als vor zwanzig oder mehr Jahren. Es geht auch nicht darum, dass auf den Alben zuletzt auch immer mal eine Gurke zwischen den Songs auftauchte. Es geht ebenso nicht darum zu spekulieren, wie die Band heute mit Alan klingen würde.

Es geht einfach nur darum, was Musik bewirken kann. Musik lässt mich tanzen, lässt mich Glück verspüren, lässt mich verstanden fühlen. Musik lässt mich manchmal leiden und heulen, manchmal trocknet Musik meine Tränen und ist wie eine wohlige, warme Decke, in die man sich einkuschelt. Musik ist Inspiration, der Soundtrack für den Film, in dem ich der Hauptdarsteller bin und gibt mir die Kraft, mit all den armen Menschen, die all dies zu fühlen nicht das Glück haben, tagtäglich koexistieren zu können.

Daher bin ich froh, dass es so positiv Musikverrückte wie den „Professor of Rock“ gibt, dass ich einige solcher Menschen zu meinen besten Freunden zählen darf und dass ich — hoffentlich — auch bald mit denen zusammen wieder Musik gemeinsam genießen darf. Jetzt aber genug gequatscht — hier ist der Clip, auf den ich euch aufmerksam machen wollte. Schaut ihn euch an, schaut euch auch andere Videos dort an und abonniert am besten direkt den Kanal 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert